Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben SEVERAM hat als Ziel, innerhalb der dreijährigen Laufzeit ein sektorenübergreifendes Versorgungsmanagement für ältere Menschen mit den Akteuren und Institutionen der Region zu entwickeln und zu etablieren. In der ersten Phase des Projekts wurden u.a. zentrierte Experteninterviews geführt, mit denen Daten zur Versorgungslage und den Schnittstellen zwischen den verschiedenen Versorgungsbereichen erhoben werden konnten.

In der zweiten Phase des Projekts (Monate 9-18) soll nun die Datenerhebung entlang ausgewählter Fälle mit bestimmten somatopsychosozialen Problemstellungen erfolgen. Deren Versorgungsverlauf soll im Krankenhaus und nach der Entlassung vom Forschungsteam begleitet, dokumentiert und analysiert werden. Dazu werden im Zeitverlauf jeweils von allen am Fall beteiligten Akteuren Daten erhoben, aus denen gefolgert werden kann, wie sich das Versorgungsgeschehen in diesem Fall entwickelt hat. Mit dieser bewährten Methode wird sichergestellt, dass die untersuchten und identifizierten Problemstellungen die Wirklichkeit des Versorgungsgeschehens im Krankenhaus und nach Entlassung aus dem Krankenhaus abbilden.

Die Datenerhebung, -analyse und -auswertung erfolgt nach dem Konzept der Grounded Theory (Corbin & Strauß), nach dem Datensammlung und Analyse (d.h. die Entwicklung von Konzepten und Kategorien, die Formulierung und Verifizierung von Hypothesen) sich solange abwechseln, bis eine „theoretische Sättigung“ (Strauss und Corbin 1996, S. 159) erreicht ist, mit der sich keine neuen Gesichtspunkte mehr über den Untersuchungsgegenstand ergeben und mit der ein analytischer Bezugsrahmen entwickelt werden kann, in welchem eine gegenstandsbezogene Theorie als „Geschichte“ darstellbar wird (Corbin und Strauss 1996, S. 97).

Zugang

Über die Sozialdienste der Krankenhäuser, Pflegedienste und Beratungsstellen in Potsdam wird der Kontakt zu den Patienten[1] hergestellt. Die Sozialdienste, Pflegedienste und Beratungsstellen händigen den in Frage kommenden Patienten ein Informationsschreiben aus, in dem über das Forschungsprojekt und die geplante Datenerhebung informiert wird (siehe Anhang).

Sind Patienten zu einer Beteiligung an dem Forschungsvorhaben bereit, wird ihr Einverständnis zur Kontaktvermittlung durch den Sozialdienst, Pflegedienst oder die Beratungsstelle schriftlich eingeholt. Erst nach dieser Einholung wird der Kontakt zwischen Patient und Forschungsteam hergestellt. Der Kontakt mit dem jeweiligen Mitarbeiter des Forschungsteams erfolgt im Idealfall noch während der stationären Behandlung vor der Entlassung. Im Rahmen des Erstkontaktes zwischen Patient und Mitarbeiter des Forschungsteams erfolgt eine Aufklärung über die geplante Datenerhebung und die Einholung einer schriftlichen Einverständniserklärung (siehe Anhang).

Interviews mit den an der Versorgung beteiligten Personen werden nur nach schriftlichem Einverständnis des Patienten geführt. Über die Weitergabe bzw. Einsichtnahme der Versorgungsunterlagen entscheidet der Patient. Erst nach seiner schriftlichen Zustimmung dürfen diese eingesehen werden. Für den Umgang mit persönlichen Unterlagen und den darin enthaltenen Daten liegt ein Datenschutzkonzept, das mit der zuständigen Aufsichtsbehörde abgestimmt  und von ihr genehmigt wurde, vor, zu dessen Einhaltung sich alle Mitarbeiter des Forschungsprojekts verpflichtet haben.

Fallauswahl

Die Auswahl geeigneter Fälle erfolgt in Absprache mit den Mitarbeitern der Sozialdienste. Begonnen wird mit der Begleitung von Fällen, die als „schwierig“ und „potentiell von Versorgungsbrüchen bedroht“ eingeschätzt werden. Über die Auswahl weitere Fälle wird im Forschungsprozess entschieden (theoretisches Sampling, siehe unten) Die zunächst auszuwählenden Patienten sollten:

  • älter als 65 Jahre sein
  • einen Versorgungsbedarf nach dem Krankenhausaufenthalt aufweisen (sowohl neu entstandener als auch veränderter Versorgungsbedarf), so dass durch die Begleitung beobachtet werden kann, wie die Versorgung neu organisiert oder modifiziert wird
  • pflegebedürftig im Sinne der Pflegeversicherung sein (oder die Anerkennung einer Pflegestufe beantragt haben)

Weitere Indikatoren basieren auf den Ergebnissen der ersten Forschungsphase. So sind Fälle von besonderem Interesse, bei denen einer oder mehrere der folgenden Indikatoren vorliegen:

Multimorbidität

  • Chronische Erkrankung
  • Demenz
  • Versorgung in der letzten Lebensphase
  • Ungeklärte soziale Probleme
  • Depression

 


[1] Zugunsten der Lesbarkeit wir auf geschlechtsneutrale Formulierungen wie beispielsweise PatientInnen, verzichtet.